Was sind Schattenbanken?

Hinter diesem unheilvoll klingenden Namen verbergen sich Institutionen, die nach ähnlichen Prinzipien wie herkömmliche Geldhäuser funktionieren, allerdings nicht denselben Kontrollen unterworfen sind. Sie fungieren als Kreditgeber, investieren das ihnen anvertraute Kapital usw. Zu Schattenbanken zählen unter anderem Private Equity-Gruppen und Geldmarktfonds. Erstere fungieren als Financiers für Unternehmen, die Kapital benötigen, es aber nicht an der Börse oder bei einer Bank aufstellen wollen – bzw. können. Bei den Geldmarktfonds wiederum handelt es sich um Instrumente, die ähnlich wie ein Bankkonto funktionieren. Beispiel gefällig? Unternehmen X will bis Monatsende 10 Millionen Euro beiseite legen – das Geld ist für die Gehälter der Mitarbeiter bestimmt. Anstatt es bei der Hausbank zu parken, wird der Betrag bei einem Geldmarktfonds angelegt – zu marginal besseren Konditionen. Der Fonds wiederum investiert diese 10 Millionen in besonders sichere Wertpapiere mit kurzer Laufzeit, die jederzeit verkauft werden können, wann immer der Kunde sei Geld wieder haben will. So weit, so gut.

Oder eben nicht, denn als die globale Finanzkrise vor ziemlich genau fünf Jahren ausbrach, gerieten manche Geldmarktfonds in Schwierigkeiten: Es stellte sich nämlich heraus, dass sie ihre Kunden nicht fristgerecht ausbezahlen konnten. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Am Monatsende muss das Unternehmen X mit Schrecken erkennen, dass das Geld für die Gehälter beim Geldmarktfonds feststeckt, weil dieser die Wertpapiere, die es damit erworben hatte, nicht verkaufen kann. Nur zwei Optionen bleiben offen: Entweder der Fonds bricht sein Versprechen und zahlt der Firma X weniger Geld aus, als diese eingezahlt hat, oder der Sponsor des Fonds springt ein und begleicht die Differenz mit seinem eigenen Geld.

Das führt uns geradewegs zum Kern des Problems: Hinter Schattenbanken stehen oft herkömmliche Banken, die Teile ihres Geschäfts ausgelagert haben, um sie der Aufsicht der staatlichen Kontrolleure zu entziehen. Doch was tun, wenn die Verluste, die bei Schattenbanken auftreten, so groß sind, dass sie ihre Eigentümer überfordern? Nach Schätzungen der EU haben Schattenbanken weltweit rund 50.000 Milliarden Euro in ihren Büchern – eine gigantische Summe. Geht etwas schief, hätten wir es mit einer Neuauflage der Finanzkrise von 2008 zu tun. Um dem vorzubeugen, sollen Schattenbanken künftig ausgeleuchtet werden, das Rezept der internationalen Aufseher lautet mehr Transparenz, striktere Vorschriften und höhere Geldreserven – für den Fall, dass etwas schief geh

About Michael Laczynski

Michael Laczynski wurde 1973 in Warschau geboren und kam im zarten Alter von elf Jahren nach Österreich. Er war langjähriger Leiter des Auslandsressorts der Tageszeitung "WirtschaftsBlatt", ist Mitbegründer des Kulturmagazins TOURISTEN und schreibt jetzt aus Brüssel für "Die Presse". ml@homo-oeconomicus.com
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